Alegorijos žiedynai : Prūsija ir tarybinio laikotarpio lietuvių kultūra
Author |
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Katkus, Laurynas |
Date | Issue | Start Page | End Page |
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2006 | 46 | 31 | 50 |
Dieser Aufsatz befasst sich mit den Repräsentationen von Preußen in der litauischen Kultur der sowjetischen Ära. Ausgehend aus den Ansätzen der Kultursemiotik und der komparatistischen Imagologie untersuche ich eine Reihe von Werken der Literatur, bildender Kunst und Kinematographie, die das preußische Thema aufgreifen. Ich stelle fest, dass das Bild von Preußen in der Nachkriegskultur einer der stärksten aus den Nachbarländern ist. Dabei sind ganz unterschiedliche Einstellungen zu Preußen zu erkennen. Die Autoren der älteren Generation (Dramatiker J. Grušas und zum Teil J. Marcinkevičius) konzentrieren sich auf die Episoden der alten pruzzichen (der große Aufstand) bzw. kleinlitauischen (Herausgabe des ersten litauischen Buches) Geschichte. Damit kreieren sie allegorische Texte, deren Plot als auch einzelne Details auf die zeitgenössische Geschichte Litauens anspielen. Preußen funktioniert hier als ein Bestandteil des Mechanismus der „äsopischen Sprache“, die die Künstler unter Totalitarismus sich bedienen. Die Avantgardisten der Siebziger und Achtziger Jahre (Dichter S. Geda, R.Granauskas, J. Aputis, K. Platelis, bildender Künstler P. Repšys) setzen diesen Darstellungsmodus fort, doch insbesondere wird das Archaische an der pruzzischen Sprache, Religion und Mythologie hervorgehoben. Die pruzzische Erbe wird als ein Siegel der „echten“ Archaik gedeutet und so als eine Legitimation der Ausflügen in die Welt der alten Mythen benutzt, die subversiv zur offiziellen Ideologie des wissenschaftlichen Fortschritts stehen. Eine andere Perspektive vertreten Autoren, die sich weniger auf die Nationalgeschichte, aber auch auf der Suche nach den archetypischen Weisheiten ausgerichtet sind (z.B.Schriftsteller S. T. Kondrotas, Filmemacher A. Žebriūnas). In ihren Werken, die häufig auf den Gegensatz zwischen Protestantismus und Katholizismus anspielen, wird Preußen mit dem Individualismus in religiösen, ethischen und wirtschaftlichen Ebene assoziiert. So wird es zum Emblem der Moderne. Zusammenfassend ließe es sagen, dass das image von Preußen in der litauischen Kultur der sowjetischen Ära ganz widersprüchliche Züge aufweist: es ist gleichzeitig Archaik und Moderne, das Eigene und das Fremde, Nahe und Ferne. Eine weitere Paradoxie liegt im historischen Zusammenhang der besprochenen Kunstwerke: sie entstehen in der Zeit, als Preußen schon einige Jahrzehnte nicht mehr existiert.